„Heute bin ich wild und böse …“ – Wenn Kinder trotzen


Ich höre Sie stöhnen (wie auch ich gestöhnt habe): „Geht denn das nie vorbei ? Wann hört das endlich auf ?“
Aber: Um eines Tages ein autonomer erwachsener Mensch sein zu können, muss sich jede/r zunächst irgendwann als etwas Eigenes begreifen. Babys sind abhängig und bilden in der Regel eine Einheit (meist) mit der Mutter. Mit zunehmender Selbstständigkeit jedoch löst sich diese Einheit auf. Das Kind begreift plötzlich, dass die Mutter nicht immer das will, was es selbst möchte und umgekehrt, dass es selbst etwas anderes möchte als die Mutter. Kurz: Das Kind beginnt, eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Dass die eigenen Wünsche und die der geliebten Mama plötzlich nicht mehr identisch sind, macht aber auch Angst. Das ablehnende Verhalten der Mutter kann noch nicht eingeordnet werden. Das Erkennen des eigenen Wollens (eigener Gesetze) einerseits sowie der Schreck über die aufgelöste Einheit andererseits führen zu einer starken Ambivalenz im Gefühlsausdruck unseres Trotzkopfs: In der einen Minute tobt und schreit er, in der nächsten klammert er sich an den Rockzipfel und will schmusen …
Der Lernprozess, der in der Autonomiephase stattfindet braucht Zeit und die eingangs angegebene Trotz-Zeitspanne von etwa 2 ½ Jahren (zwischen ca. 18 Monaten und 4 Jahren) ist nicht gerade kurz. Doch einen Trost gibt es: Unsere Kinder trotzen nicht von Anfang bis Ende gleich stark. Die Entwicklung geht in Wellen voran. Es gibt Pausen (in denen Sie hoffnungsvoll denken, jetzt sei alles überstanden) und dann geht es wieder los, vielleicht weniger heftig als in der letzten Phase, vielleicht aber auch noch einmal ein wenig heftiger …
Wenn Ihr Kind sich selbst als „Ich“ bezeichnet, dann hat es bereits einen großen Schritt in seiner Autonomie-Entwicklung hinter sich, nicht aber die gesamte Autonomiephase. Denn nun muss dieses „Ich“ erst noch ausprobiert und gefestigt werden.
Aber eines Tages werden Sie erstaunt feststellen, dass Sie schon lange keinen „Wüterich“ mehr erlebt haben wenn Sie mit Ihrem Kind einkaufen waren, dass sich die Leute auf der Straße nicht mehr die Ohren zuhalten wenn Sie mit Ihrem Kind vorübergehen und dass Sie im Kindergarten der Mutter eines anderen „Wüterichs“ einen verständnisvoll lächelnden Blick zuwerfen können.

Und dann können Sie sich bis zur nächsten Entwicklungsphase ein paar Tage erholen …


Hinweis:
"Heute bin ich wild und böse" - ist der Beginn eines Liedes von Ludger Edelkötter, auf der CD "Stacheligel haben´s gut" ASIN: B000050TJT


Herzlichen Dank an Gisela Auert-Kempka für die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Artikels.

Wie gefällt Dir unser Tipp?

Klicke auf einen Stern zur Bewertung

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher hat dieser Beitrag keine Bewertung

Schade, dass Dir dieser Beitrag nicht gefallen hat!

Hilf uns, besser zu werden.

Bitte sag' uns doch, was Dir nicht gefallen hat!

Robbe im Schnee

eine kleine Robbe im Schnee und Eis

Schneeglöckchen

Ein Schneeglöckchen mit Blumenzwiebel. Mit Hilfe dieses Bildes kannst Du sehr gut den Aufbau eines Schneeglöckchens erklären.

Der perfekte Burger
Der perfekte Burger

Den Hamburger mit Fast-Food gleich zu setzen wäre so als würde man Autos generell als Trabbi bezeichnen. Der Vielfalt von mehr...

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*