Ooops!2 Land in Sicht

OOOPS! 2 Filmplakat

Ein Animationsfilm für die ganze Familie, der einen aktuellen Bezug hat. Vorurteile und Abschottung bringen Gemeinschaften nicht weiter. Nur gemeinsam kann man viel erreichen! [mehr…]

Als meine Mutter mich fragte, ob ich denn nicht den Film „Ooops!2 – Land in Sicht“ mit ihr ansehen und für Kindergaudi eine Rezension schreiben wolle („du bist doch schließlich so ein Film-Junkie und deine Arbeiten für die Uni sind ja inzwischen alle abgegeben“), willigte ich, zugegebenermaßen etwas missmutig, ein. Dass es sich um einen Kinderfilm handelt, welcher von manchen Kritikern als nicht sehr aussagekräftig beschrieben wurde, war mir bereits klar und ich ging mit nicht allzu großen Erwartungen in die Vorstellung.
Als jemand, der in seiner Kindheit von Animationsmeisterwerken wie Madagascar, Wall-E oder Ice Age, ein Klassiker!, geprägt wurde und diese Filme auf das Podest der Kindheitserinnerungen stellt, war ich skeptisch, ob Ooops!2 mit diesen Filmen mithalten würde.
Nach meinem ersten Viewing kann ich dies nun auch so bestätigen: Wie erwartet konnte Ooops!2 meine Kindheitsfilme nicht ersetzen, begeistert hat er mich aber trotzdem!

Ooops!2 setzt kurz nach den Geschehnissen von Ooops!1 ein, welchen man übrigens nicht gesehen haben muss, um mit der Story mithalten zu können. Das Tierreich hat sich vor einer großen Flut auf eine Arche gerettet und statt dem biblischen Noah übernimmt der extravagante Löwe Leonard mit Elvis-Frisur die Rolle des Anführers. Altbekannte und in Kinderfilmen beliebte Figuren wie Giraffen, Nashörner, Nilpferde oder Löwen nehmen in Ooops!2 jedoch nur eine Nebenrolle ein.

Ooops!2 Land in Sicht Mit freundlicher Genehmigung der Telepool

Stattdessen liegt der Fokus auf zwei erfundenen Tierarten: den albernen aber gutmütigen (und wie es im Film heißt den „immer-netten“) Nestriern, die Amphibien sind und den stoischen, leicht reizbaren Grymps, die zu den Fleischfressern gehören. Wie es sich auf einer Arche gehört, lernen wir in Ooops!2 zu Beginn jeweils zwei Mitglieder der beiden Arten kennen: Der kleine Nestrier Finny und sein Papa sowie seine beste Freundin Leah, eine Grymp, und ihre Mama.

Finny und Leah verbringen ihre Zeit auf der Arche mit ziemlich viel Blödsinn, was schließlich auch dazu führt, dass die beiden spektakulär über Bord gehen. Zuvor belauschen die Kinder jedoch ihre Eltern bei einem wichtigen Gespräch: Auf der Arche geht das Essen aus und die bereits gereizten Tiere drohen zu verhungern, was den wackeligen Frieden zwischen Fleisch- und Pflanzenfressern ins Wanken bringen könnte.

Ooops!2 Land in Sicht Mit freundlicher Genehmigung der Telepool

Nach einiger Zeit landen die schiffbrüchigen Freunde schließlich auf einer paradiesisch wirkenden Tropeninsel. Im Zuge ihrer Landung werden Finny und Leah jedoch getrennt. Finny wird von bisher unbekannten Nestriern gefunden und in "Kolonie" gebracht, ein Zufluchtsort für die immer-netten und immer-guten Nestrier tief unter dem Meer. Unter der Führung der alten Nestrier-Dame Patch hat sich die Nestrier-Gemeinschaft von der Außenwelt hinter dicken Mauern abgeschottet.

Die auf den ersten Blick offene, bunte und freundliche Gemeinschaft ist in Wirklichkeit eine zutiefst verängstigte und von Vorurteilen gegenüber Fleischfressern, welche von Patch gezielt weiter geschürt werden, gebeutelte Gruppe. Der Film erklärt den zuschauenden Kindern, dass diese Ängste und Vorurteile gerechtfertigt sind: Während die immer-netten Nestrier nur Freunde mit den anderen Tieren sein wollten, entpuppte sich die Welt da draußen als gemein und grausam und viele Nestrier wurden gefressen.
Und die schlimmsten Jäger? Na, ganz klar: Die Grymps natürlich! Nach dieser Erklärung reagiert unser Nestrier Freund Finny jedoch empört: Seine beste Freundin ist eine Grymp und sie würde so etwas nie tun! Die Zuschauer finden sich in einer nur leicht verdeckten Story über Angst und Rassismus wieder, welche Animationsfans aus Filmen wie Zoomania bereits bekannt vorkommt.

Ooops!2 Land in Sicht Mit freundlicher Genehmigung der Telepool

Schließlich findet auch die Arche ihren Weg zur Insel, welche sich schnell als gefährlicher Vulkan entpuppt. Die Kinder erkennen die Gefahr der drohenden Naturkatastrophe, tun sich aber schwer damit, von den Erwachsenen ernst genommen zu werden. Die Insel sei doch ein Paradies und nach so langer Zeit auf See hat man sich schließlich eine Auszeit verdient, lautet die lapidare Antwort.
In der Zwischenzeit wird die Arche ausgeschlachtet und zu einer Wellness-Oase umgebaut. Als der Vulkan schließlich ausbricht, merken die Nestrier schnell, dass ihre dicken Mauern sie nicht vor dieser Umweltkatastrophe retten können und sie sind daher gezwungen ihr Refugium zu verlassen. Als sie von den anderen Tieren der Arche aufgehalten werden, sehen sich die Nestrier erneut mit einer Entscheidung konfrontiert: Arbeiten sie mit den Tieren der Arche zusammen, um das Schiff zu reparieren und gemeinsam zu fliehen, oder isolieren sie sich erneut und gehen auf eigene Faust ins Meer? Nach kurzer Überlegung ist die Entscheidung klar: Gemeinsam wird die Arche repariert und die Tiere werden alle gerettet!

Ooops!2 Land in Sicht Mit freundlicher Genehmigung der Telepool

Ooops!2 vermittelt Kindern mehr als eine wichtige Lektion. Die Bedeutung von Zusammenhalt und Team-Work oder die verzerrende Kraft von Vorurteilen werden anschaulich dargestellt. Gleichzeitig und noch viel subtiler sind die zum Teil erschreckend tagesaktuellen Anspielungen, wie die gutmütigen Nestrier, welche sich aus Angst vor dem unbekannten und vermeintlich Bösen hinter dicken Mauern isolieren und anderen Tierarten gegenüber feindselig geworden sind.
Der Film präsentiert kindgerecht einen Widerspruch, der auch für viele Erwachsene oft nur schwer verständlich scheint: Immer-liebe, immer-gute und immer-nette Nestrier können, aus Angst und angeführt von einer starken Persönlichkeit, schlechte oder falsche Entscheidungen treffen. Am Ende erkennen die Nestrier jedoch, dass nicht alle Fleischfresser böse sind und schließen sich den Tieren auf der Arche an. Das Ende des Films ist übrigens offen gehalten, so dass es vielleicht noch ein Ooops!3 geben wird.

Als Film-Junkie habe ich mir vor einiger Zeit beim Schauen von alten Klassikern angewöhnt, die Filme nicht aus meiner Sicht als Anfang 20-jähriger im Jahr 2020 zu schauen (watching old movies through news eyes, wie es im englischsprachigen oft genannt wird), sondern aus Sicht der Menschen, aus der Zeit in der der Film gedreht wurde. Erst dann ist es mir möglich, den Hype um alte Filme zu verstehen und ihn in einen modernen Kontext einzuordnen.

Ooops!2 Land in Sicht
Mit freundlicher Genehmigung der Telepool

Mit modernen Kinderfilmen wie Ooops ist das aus meiner Sicht ähnlich. Dieser Film wurde nicht für meine Altersgruppe, und schon gar nicht für Kritiker, welche ihm geringer Tiefgründigkeit bezichtigen, gedreht.
Kann er für mich also mit Ice Age mithalten? Nein, auf keinen Fall! Wird es jemals einen Animationsfilm geben, der das kann? Ziemlich sicher nicht.
Das muss er aber auch nicht, er wurde schließlich für eine Generation nach mir gedreht, für Kinder, die in Zeiten von Abschottung und Unsicherheit aufwachsen. Ooops!2 zeigt diesen Kindern, dass es manchmal auch ok ist Angst zu haben, und dass wir uns vor lauter Angst auch manchmal daneben benehmen. Und er zeigt Kindern, dass sie manchmal den älteren Generationen auch eins "über die Rübe" geben müssen, damit diese sich wieder an ihre Kindheit erinnern und die rettende Arche nicht zu einer Bar umbauen.

 

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