
Gewinner unseres Weihnachts-Winterschreibwettbewerbes in der Altersgruppe 12 Jahre [mehr…]
Draußen war es schon viel zu lange klirrend kalt. Es schien, als wollte der Winter gar nicht vergehen. Die Schreiber und Gelehrten redeten schon vom Eiszeitalter. Viele hatten schon versucht, den Winter davon zu überzeugen, dass er Abschied nehmen muss. Der Winter aber schickte immer eisigere Winde übers Land und die Menschen und Tiere verließen ihre Behausungen nicht mehr.
"Wenn das so weiter geht, dann droht uns eine große Hungersnot" riefen die Leute und forderten den König auf, etwas zu unternehmen. Der König war ratlos. Er konnte vor lauter Kälte keinen klaren Gedanken mehr fassen. In seinem Bart hingen lange Eiszapfen. Das ganze Land war mit einer dicken Schnee- und Eisschicht zugedeckt. Wenn nicht bald der Frühling Einkehr hielt, dann müssten alle verhungern. Die Vorräte gingen schon zur Neige.
Der König sprach in seiner Not: "Wer den Winter vertreibt, der bekommt meine Tochter zur Frau." Viele mutige Männer versuchten den Winter zu vertreiben. Sie schrieen ihn an und machten große Feuer um ihn zu verjagen. Wie aber verjagt man den Winter? Die Prinzessin, die nicht heiraten wollte, nahm ihren ganzen Mut zusammen und ging hinaus, um den Winter zu bitten, den Frühling einkehren zu lassen.
Doch wo sollte sie den Winter suchen? Ihr Weg führte sie in die tief verschneiten Berge. Aus einer Höhle vernahm sie ein Stürmen und Donnern. Dort musste der Winter wohnen. Beherzt ging die am ganzen Körper zitternde Prinzessin in die Höhle hinein. Ihre Nase war vor Kälte ganz rot geworden.
"Was willst du hier?", rief der Winter mit lauter und unfreundlicher Stimme und blies der Prinzessin einen scharfen Wind entgegen.
"Ich möchte dich bitten, lieber Winter, wieder fort zu gehen, sonst müssen wir alle Hungers sterben."
"Prinzessin, wie stellst du dir das vor? Ich fühle mich stark und wunderbar. Wenn ich den Frühling ins Land lasse, dann geht es mir von Tag zu Tag schlechter und schließlich bleibt nichts von mir übrig. Nein. Ich bleibe. Ich finde es großartig, so stark und mächtig zu sein", donnerte die Stimme des Winters.
Die Prinzessin begann zu schluchzen. "Wenn du nicht gehst, dann kann nichts anfangen zu wachsen. Kein Baum, keine Blume und keine Früchte. Wir brauchen den Frühling, damit er die Natur zum Leben erweckt." Nun weinte die Prinzessin bitterlich. Wo ihre warmen Tränen den Boden berührten, vergingen Schnee und Eis und schmolzen dahin. Eine kleine Pflanze begann dort zu wachsen, wo die Tränen das Eis geschmolzen hatten. Alles um die Prinzessin herum begann zu schmelzen. Die Eiszapfen, die Schneedecke und die Eiskristalle. Der Winter konnte nicht anders, als sich zurückzuziehen.
Der Frühling erwachte und besiegte den Winter, der sich zurückziehen musste, denn die Frühlingswärme tat ihm nicht gut. Er schwor Rache und dass er im nächsten Jahr wieder käme.
Bildnachweis:
Bild von Michael auf Pixabay, Public Domain-ähnlich
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