Ein Märchen aus Armenien [mehr…]
Es war einmal ein Kaiser, der lebte in seinem grünen Kaiserreich. Darum hieß er auch der Grüne Kaiser. Seine einzige Tochter, schön wie eine Frühliungsblüte, wollte nicht heiraten.
Keiner der Prinzen, die um ihre Hand anhielten, gefiel ihr. Sie waren zu groß oder zu klein, zu dick oder zu dünn, zu hell- oder zu dunkelhaarig, alle lehnte sie ab. Und zu ihrem Vater sagte sie: “Mir gefällt nur der Sohn der Sonne!”
Das erzürnte den Vater sehr und er schrie sie an: “Dann geh’ hin und nimm den Sohn der Sonne zu deinem Gemahl, aber komm mir nicht mehr unter die Augen!”
Und so zog sie fort aus dem grünen Kaiserreich, immer gen Osten über Berg und Tal, durch Wälder und Schluchten, immer der Sonne entgegen. Nach vielen Tagen und Wochen kam sie endlich zu dem hohen Berg auf dem die Sonne ihren Palast hatte.
Eine alte Frau begrüßte sie und fragte, was sie denn hier wolle.
“Ich suche den Sohn der Sonne!“, antwortete die Prinzessin und erzählte der alten Frau ihre Geschichte von den vielen Prinzen die sie abgelehnt hatte und wie sie ihr Vater erzürnt davon gejagt hatte.
Der alten Frau gefiel das Mädchen und sie antwortete ihm: “Ich bin die Sonne. Und du sollst meinen Sohn zum Gemahl erhalten. Aber wenn du wirklich bei ihm bleiben willst, so darfst du ihm niemals ins Gesicht schauen.“
Die Prinzessin war hoch erfreut und hielt sich auch einige Zeit an ihr Versprechen. Doch schon bald wurde sie neugierig und immer wieder überlegte sie, was denn der Grund sei, dass sie nie ihrem Gemahl ins Gesicht blicken durfte.
Die Sonne merkte die Neugierde der Prinzessin und gab ihr einen Rat: “Stell ein Glas Wasser vor deinen Gemahl, so kannst du darin sein Spiegelbild erblicken. Jedoch schau nicht zu lange hin, sonst merkt er dein Vorhaben und dann ergeht es dir schlecht.“
Die Prinzessin tat alles genauso, wie es ihr die Sonne empfohlen hatte. Und nun endlich sah sie das wunderschöne Gesicht ihres Gemahls. Und dieser Anblick betörte sie so sehr, dass ihr das Herz stehen zu bleiben schien. Sie vergaß so auch die Warnung der alten Frau und ihr Gemahl bemerkte was sie da tat. Zornig jagte er sie aus dem Palast und rief: „Wenn du dich nicht mal an unsere Abmachungen halten kannst, will ich dich nicht mehr hier haben!“
Weinend lief sie über Stock und Stein und als sie auf ein Feld kam, erbarmte sich die Sonne ihrer und verwandelte sie in eine große wunderschöne gelbe Blume. Diese drehte sofort ihren Kopf der Sonne zu und das macht sie auch noch heute, darum nennen die Menschen sie Sonnenblume.
Bildnachweis:
Bild von Dieter Löffler auf Pixabay, Public Domain-ähnlich
Hinterlasse jetzt einen Kommentar