Vom Nikolaus zum Weihnachtsmann

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Alle Jahre wieder bringt der Nikolaus Geschenke für die Kinder. Wie entwickelte sich dieser Brauch und wer war der Heilige Nikolaus? Gab es ihn überhaupt wirklich? Was haben Weihnachtsmann und Nikolaus gemeinsam? Vor allem, was macht das Christkind in diesem Kreis? Fragen über Fragen. [mehr…]

Alle Jahre wieder bringt der Nikolaus am 6. Dezember Geschenke für die Kinder. Wie entwickelte sich dieser Brauch und wer war der Heilige Nikolaus? Gab es ihn überhaupt wirklich? Was haben Weihnachtsmann und Nikolaus gemeinsam? Vor allem, was macht das Christkind in diesem Kreis? Fragen über Fragen... Wir versuchen für Euch der Sache auf den Grund zu gehen.

Aus zwei mach eins: Bischof von Myra und Bischof von Pinorawar

Der 6. Dezember ist das Fest für die Kinder in den ersten Adventstagen. Zwar weckt der Besuch des Nikolaus auch heute noch Respekt oder sogar Furcht in den Kindern, denn in seinem Buch stehen nicht nur die guten Taten, sondern auch die kleinen Ungezogenheiten, aber die erzieherische Bedeutung früherer Jahre kommt ihm heute nicht mehr zu.
Im Nikolausbrauch haben sich christliche und vorchristliche Elemente vermischt. Auslöser des Nikolausbrauchtums ist ein Heiliger, der seit dem 6. Jahrhundert in Legenden auftaucht. Aufgrund neuester Forschung weiß man heute, dass diese Figur rein fiktiv ist und auf zwei historische Figuren zurückgeführt werden kann: Nikolaus, der Bischof von Myra (um 300) und auf Nikolaus, Abt von Sion, der Bischof von Pinorawar (um 530).
Aus diesen beiden entwickelten sich ab dem 6. Jahrhundert die Legenden des wundertätigen Bischofs von Myra. Der Bischof von Myra galt als wohltätiger und barmherziger Mensch, der stets den in Notgeratenen half. Er hat im Christentum die Bedeutung eines Nothelfers, der von Gläubigen in Notsituationen angerufen wird. Der Heilige Nikolaus ist unter anderem der Schutzpatron der Kinder.
Gesicherte historische Daten gibt es aus dem Leben des Heiligen Nikolaus nicht. Der Überlieferung nach soll Nikolaus um 280 in Patara (in der Nähe des heutigen Antalya) geboren worden sein. Nach dem Studium in Xanthos wurde er zum Priester geweiht. Anschließend soll er sein ererbtes Vermögen an die Armen verteilt haben. Er wurde Abt in einem Kloster und unternahm eine Pilgerreise ins Heilige Land. Später wurde er vom Volk als neuer Bischof von Myra ausgerufen. Unter Kaiser Galerius wurde er in den Kerker gesteckt und misshandelt, da er Christ war. Nach der Verfolgung nahm er am Konzil von Nizäa 325 teil und verstarb am 6. Dezember 345.
Da eine wissenschaftliche Annäherung und genaue Datierungsversuche bezüglich Nikolaus von Myra aufgrund mangelnder Informationen nicht möglich ist, kann die eben erwähnte Lebensgeschichte Nikolaus von Myra nicht bestätigt, aber auch nicht widerlegt werden. Gleiches gilt auch für das Datum seines Todes.
 

Der Nikolausbrauch im Wandel der Zeit

Die Verehrung des Nikolaus setzte in seiner Heimat Myra und näheren Umgebung früh ein. Sie war bestimmt von der Erinnerung an seine Güte, die bis heute als Hauptwesenszug des Nikolaus in den vielfältigen Überlieferungen bestimmend ist. Im 6. Jahrhundert wurde Nikolaus zum Heiligen der griechischen Kirche und damit des byzantinischen Reiches. Die griechische Kaisertochter Thephanou, die den römisch-deutschen Kaiser Otto II 972 in Rom heiratete, brachte das Wissen und den Kult im 8. Jahrhundert in das westliche Europa und führte damit die Nikolausverehrung ein.
Bereits 980 entstanden in Deutschland die ersten Nikolauskirchen. Am 8. Mai 1087 wurden die Reliquien des Heiligen Nikolaus vor den Sarazenen nach Bari in Italien in Sicherheit gebracht. Hier werden sie heute noch in der Basilika St. Nicola verehrt. Ab dem 10. Jahrhundert verehrte man nur noch den heiligen Nikolaus, ohne an historisch gesicherte Zusammenhänge zu denken.
Im frühen Mittelalter war der Kinderbeschenktag das Fest der unschuldigen Kinder am 28. Dezember. Mit der zunehmenden Popularität des Nikolaus wurde der Kinderbeschenktag der Jungen im 13. Jahrhundert der 6. Dezember. Seit dem 14. Jahrhundert ist der 6. Dezember überall als Geschenktag üblich, wohingegen Weihnachten vor 1500 als Geschenktermin unbekannt war.
Am Vorabend des Nikolausfestes war es im Mittelalter Brauch, dass Klosterschüler einen Kinderbischof wählten. Dieser zog ein Bischofsgewand an, begutachtete die Klosterschule und bestrafte oder belohnte, z.B. mit Süßigkeiten, die Schüler (Kinderbischofsspiel).
 
Seit 1555 ist belegt, dass am Tag vor dem Nikolaustag, Mütter ihre Kindern Geschenke und Ruten bereitlegten und damit Nikolaus zum Gabenbringer machten. Damals bekamen die Kinder vom Nikolaus Nüsse, Dörrobst, Brot und manchmal sogar Kleidung. Aber auch andere nützliche Dinge des Alltags waren als Geschenke beliebt. Selbst Martin Luther praktizierte noch 1535 mit seiner Familie den Einlegebrauch, den er später für die protestantische Kirche abschaffte. Statt dessen machte er den „Geburtstag des Herren“ zum Gabentag und ließ das Christkind (das es schon vorher als Begleiter des Nikolaus gab) die Geschenke bringen, zumindest in den protestantischen Regionen.
Seit 1900 verbreitete sich dann der Brauch allmählich in ganz Deutschland, dass das Christkind an Weihnachten Geschenke bringt. Der Heilige Nikolaus darf seit dem nur noch an seinem Todestag die Schuhe oder Teller füllen. Ab dem 17. Jahrhundert bekam die Person des Nikolaus einen Begleiter aus dem später der Knecht Ruprecht (Krampus, Schmutzli ö.ä.) wurde. Dieser beschenkte die Kinder oder tadelte sie wegen ihrer unchristlichen Taten.

Das Aussehen des heutigen Nikolaus

Im 19. Jahrhundert erhielt der Nikolaus vom Maler Moritz von Schwind sein heutiges Aussehen: roter Mantel mit Bischofsmütze und einem langen weißen Bart. Damit schuf der Maler das Vorbild für eine weitere Umgestaltung der Nikolausüberlieferung, den Weihnachtsmann. Das berühmte Gedicht von C. Moore "A visit from St. Nicholas" (1822) trug ein übriges zu der Umgestaltung des Nikolaus zum Weihnachtsmann bei, da viele Zeichnungen nach dieser Beschreibung angefertigt wurden. Die Gestalt des Weihnachtsmannes trat in Deutschland vornehmlich in den größeren Städten, vor allem im Norden, auf. Aber auch die Figur des Christkindes erfuhr eine Wandlung und wurde in die Figur des Weihnachtsmannes integriert. Heute begegnet uns der Weihnachtsmann (Santa Claus, Väterchen Frost oder Père Noel), sozusagen der säkularisierte Nikolaus, manchmal bis zum Überdruss in Geschäften, auf Weihnachtsmärkten und in der Werbung! Um 1930 setzte sich das Christkind in Nordwest- und Südwestdeutschland durch, in den übrigen Regionen wurde der Weihnachtsmann Gabenbringer.1931 beauftragte die Coca-Cola Company den Zeichner Haddon Sundblom einen Santa Claus für eine Werbekampagne zu zeichnen. Bis 1966 schuf er jedes Jahr einen neuen Santa Claus für die Werbung und kreierte so den Inbegriff des heutigen Weihnachtsmannes: ein gutmütiger alter Mann, mit Pausbacken, weißen Bart und einem roten Mantel mit Pelzbesatz.
 
1970 strich die katholische Kirche den Namenstag des Heiligen Nikolaus aus dem Kirchenkalender, da nur Heilige im Kirchenkalender einen Platz haben dürfen, deren Existenz eindeutig belegt ist. Die Figur des Nikolaus setzt sich jedoch aus zwei geschichtlichen Personen zusammen und es lässt sich nicht eindeutig belegen wer der Richtige ist. Trotz allem feiern wir immer noch gerne am 6. Dezember Nikolaus!
Falls Du immer noch nicht genug über den Nikolaus weißt, dann findest Du unter Knecht Ruprecht und Co. Erklärungen zum Nikolausbrauchtum und zur Bedeutung der Nikolausbegleiter. Eine Auswahl der Legenden über das Wirken des Heiligen Nikolaus kannst Du unter Legenden um den Heiligen Nikolaus nachlesen.
 
Bildnachweis:
Bild von Mystic Art Design auf Pixabay, Public Domain-ähnlich

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Bekannt wurde dieses Lied zuerst als Gedicht unter dem Namen "Christkindchens Einlass".

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