Der Wolf von Pompeji

Der Wolf von Pompeji

Die 4. von insgesamt 4 Gute-Nacht-Geschichten zum Film “Bedtime Stories”:
Zur Zeit Kaisers Titus lebte ein Weinhändler namens Marcus in Pompeji. Er hatte eine enge Freundschaft zu einer Wölfin. Keiner der Menschen ahnte damals, welche Gefahr ihnen durch den Vulkan Vesuv drohte, nur die Wölfin… [mehr…]

Es begab sich zu jener Zeit, als das Römische Reich das mächtigste Reich der Welt war. Die Legionen des Kaisers Titus herrschten über Europa, und nach der Zeit der Eroberungen kam die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs und des Wohlstands.
An diesem 24. August im Jahr 79 war gerade die Sonne über der Stadt Pompeji aufgegangen und es schien ein wunderbarer Sommertag zu werden. Auf den gepflasterten Straßen der reichen Handelsstadt drängten sich schon eine Menge Diener, um Vorräte für ihre römischen Herren auf dem Markt zu kaufen.
Nach einer anstrengenden Nacht reckte sich Marcus übermüdet. Seine Frau Hélène, seine Diener und er hatten nicht viel geschlafen, weil seine kleine Tochter, die erst drei Wochen alt war, die ganze Nacht geweint hatte. Das Baby war kurz vor Tagesanbruch endlich eingeschlafen. Trotz der Müdigkeit, war Marcus der glücklichste Mann der Welt. Mit nur 23 Jahren lief sein Weinhandel hervorragend und er hatte eines der schönsten Häuser der Stadt mit einer unvergleichlichen Sicht auf die Ebene und auf den Berg Vesuv, den Vulkan, der über die Stadt ragte. Außerdem hatte er vor kurzem eine Tochter bekommen, die er über alles liebte.
Er lief durch den Innenhof seines kleinen Palastes, der mit Mosaiken geschmückt war und Merkur darstellte, den allmächtigen Gott der Reisenden und der Handelsleute.
Bevor er sich von seinen Dienern anziehen ließ, beschloss Marcus, dem ungewöhnlichsten seiner Freunde einen Besuch abzustatten. Er wollte nicht durch die Vordertür gehen und dabei riskieren, gesehen zu werden. So ging er durch die Küche, wo er sich zwei kleine Stücke Speck abschneiden ließ, dann zu den Räumen der Diener, bis zum Dienstboteneingang. Er versicherte sich, dass der letzte Raum seiner Villa menschenleer war und ging schließlich hinaus.
Dort pfiff er kurz. Sein Tier wartete auf dem Hof der Villa und kam sofort. Es handelte sich um einen wunderschönen Wolfshund, genauer gesagt um eine Wolfshündin. Sie lief schwänzelnd und bellend herum.
„Ruhig, meine Kleine, sonst werden wir noch auffallen! Was würden meine Leute denn sagen, wenn sie sehen würden, dass ich mit dir wie mit einem Kind spiele?“

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