
Einem kleinen Mädchen erscheint ein Engel zum Trösten [mehr…]
Das kleine blonde Mädchen stand am Fenster und beobachtete, wie die sternförmigen Schneeflocken in lustigen Kreisen langsam auf die Erde fielen. Plötzlich drehte sie sich um. Das Zimmer war groß und hell erleuchtet. Die Mutter stand auf einem Stuhl, um dem Weihnachtsbaum den letzten goldenen Stern aufzusetzen. Alles sah auf den ersten Blick so fröhlich aus. Aber in den Augen der beiden Menschen spiegelte sich der Schmerz.
"Mama, wann kommt denn der Papi heim?" Die Frau drehte sich um und langsam kullerte ihr eine Träne über die Wange.
"Komm her, meine Kleine. Dein Papi kommt nie mehr wieder! Das weißt du doch."
Bei diesen schrecklichen Worten bahnten sich die Tränen auch bei der Kleinen ihren Weg. Sie konnte noch nicht verstehen, was damals geschehen war. Sie war ja noch so klein. Papi war auf dem Nachhauseweg, als es passierte. Er konnte dem Lastwagen auf der vereisten Strasse nicht mehr ausweichen. Das Auto donnerte mit voller Geschwindigkeit in einen Baum und er verstarb noch am Unfallort.
Mutter und Tochter hielten sich fest in den Armen und erst jetzt bemerkte das Mädchen den wunderschönen Engel, der sich inzwischen auf einem Stuhl niedergelassen hatte. Er trug ein goldenes Gewand und über seinem Kopf schwebte ein goldfarbener Ring.
"Mutti, schau doch, der Engel ist vom Himmel extra zu uns gekommen!"
Sie erhob sich und eilte durch das Zimmer. Die Mutter konnte nur den leeren Stuhl sehen.
"Komm zurück, Schatz. Engel setzen sich nicht auf Stühle."
Doch das Kind war nicht davon abzubringen: "Aber sieh doch Mama, da sitzt einer!"
Der Engel lächelte. Er wusste nur zu gut, dass Erwachsene ihn nicht sehen konnten. Sie sahen einfach durch ihn hindurch. Er bückte sich zu dem blonden Geschöpf.
"Du musst jetzt stark sein und gut auf deine Mami aufpassen. Dem Papi geht es gut, er ist bei mir im Himmel. Jeden Tag begleitet er euch zwei überall hin. Ihr dürft nie vergessen, dass er immer da ist, egal zu welcher Zeit und wo ihr gerade seid."
Ein Staunen breitete sich auf dem Gesicht des Kindes aus. Der Engel streckte seine Hand aus und berührte sanft ihre Wange. Dann erhob er sich und flog zum offenen Fenster hinaus.
Die Mutter sah ihre Tochter da stehen, wie sie das Fenster anstarrte. Die Traurigkeit breitete sich noch mehr in ihrem Herzen aus. Aber da drehte sich die Kleine um, und ein Lächeln stand in ihren Augen.
"Mami, der Engel hat mir verraten, dass Papi bei uns ist. Das ist doch schön!" Die Frau nahm ihr Kind in die Arme und drückte es ganz fest an sich. Sie beobachtete die Schneeflocken, die auch jetzt noch langsam vom Himmel der Erde zu fielen.
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