"Kann es losgehen?" fragte er.
"Jawohl", erwiderte der Igel.
"Dann los." Damit stellte sich jeder in seine Furche. Der Hase zählte: "Eins, zwei, drei", und los ging er wie ein Sturmwind den Acker hinunter. Der Igel aber lief nur etwa drei Schritte, dann duckte er sich in die Furche hinein und blieb ruhig sitzen. Und als der Hase im vollen Lauf am Ziel unten am Acker ankam, rief ihm die Frau des Igels entgegen: "Ich bin schon da!"
Der Hase war nicht wenig erstaunt, glaubte er doch nichts anderes, als dass er den Igel selbst vor sich hatte. Bekanntlich sieht die Frau Igel genauso aus wie ihr Mann.
"Das geht nicht mit rechten Dingen zu", rief er. "Noch einmal gelaufen, in die andere Richtung!" Und fort ging es wieder wie der Sturmwind, dass ihm die Ohren am Kopf flogen. Die Frau des Igels aber blieb ruhig an ihrem Platz sitzen, und als der Hase oben ankam, rief ihm der Herr Igel entgegen: "Ich bin schon da!"
Der Hase war ganz außer sich vor Ärger und schrie: "Noch einmal gelaufen, noch einmal herum!"
"Meinetwegen", gab der Igel zurück. "Sooft du Lust hast."
So lief der Hase dreiundneunzigmal, und der Igel hielt immer mit. Und jedes Mal, wenn der Hase oben oder unten am Ziel ankam, sagten der Igel oder seine Frau: "Ich bin schon da."
Beim vierundneunzigsten Mal aber kam der Hase nicht mehr ans Ziel. Mitten auf dem Acker fiel er zu Boden. Er war viel zu erschöpft zum weiterlaufen. Der Igel aber nahm seinen gewonnenen Golddukaten und die Flasche Wein, holte seine Frau von ihrem Platz am Ende der Furche, und vergnügt gingen beide nach Hause.
Der Hase aber hatte seine Lektion gelernt: Nie wieder unterschätzte er ein Tier, nur weil dieses ihm unterlegen schien.
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